Story

Es lebe die Biervielfalt

Bierliebhaber können vor Freude jubeln: Der Trend zu neuen Biersorten ist auch in der Schweiz angekommen. Als Gründer von Bierliebe und Bier-Sommelier freut sich Raphael Kuhn über die vielen neuen Kleinbrauereien, die für mehr Biervielfalt sorgen und verrät seine ganz persönlichen Bier-Highlights.

Raphael Kuhn, Gründer von Bierliebe, sitzt in einem seinem kleinen Lager in Kriens, wo Verpackungsmaterial bis an die Decke gestapelt ist. Von hier aus versenden er und sein Team monatlich spezielles Schweizer Bier an interessierte Bierliebhaber. In einem Regal befinden sich unzählige Biere, keines gleicht dem anderen. Doch die unterschiedlichen Flaschen besitzen einige Gemeinsamkeiten: Jedes Bier stammt aus der Schweiz und stammt von einer unabhängigen Brauerei. Mit der monatlichen Sendung werden jeweils drei unterschiedliche Biere versendet, dabei achtet Raphael Kuhn auf die Variation von Regionenen, Brauereigrösse und Biersorten. Somit erhält man einen bunten Einblick in die Welt der Biere. 

 

Die Bieridee zur Förderung der Bierkultur

2015 hatte Raphael die “Bieridee” und startete mit selbst gemachter Internetseite, Verpackungsmaterial und ersten Bieren sein Unterfangen in der Garage der Eltern: «Wir haben in der Schweiz eine riesen Biervielfalt mit sehr vielen Brauereien und unterschiedlichem Bier und wir wollten die Leute darauf aufmerksam machen.» Nachdem die Nachfrage zugenommen hat und auch die Waschküche zu klein wurde, zog Bierliebe nach Kriens um. Für den diplomierten Biersommelier ist es auch wichtig, mit seinem Unterfangen den kleinen Brauereien eine Plattform zu geben: «Wir kennen die Brauereien, wir kennen die Leute. Wir unterstützen sie mit unserem Angebot, damit sie wachsen können.» Dass so ein Versandhandel möglich ist, ist der Tatsache geschuldet, dass es heute über 1100 registrierte Bierbrauer in der Schweiz gibt. Das ist erstaunlich, denn vor 30 Jahren waren es lediglich 32. 

 

Vom Bierkartell zu Neugründungen

Bis ins Jahr 1991 herrschte in der Schweiz das Bierkartell, eine Vereinbarung aller Schweizer Brauereien, die während 40 Jahren den Markt unter sich ausmachten. Die Situation führte dazu, dass «die Brauereien gar keinen Anreiz zur Innovation hatten”, betont Raphael Kuhn. “Das Ganze war wie in einem Schlaf und das Geld kam bei den Brauereien ja automatisch rein.» Mit dem Ende des Kartells kam es zu einem starken Anstieg bei den Neugründungen von Kleinbrauereien. Ein zusätzlicher Faktor, der die Biervielfalt in der Schweiz wieder aufblühen liess, war auch, dass der internationale Trend des Craft-Beers in die Schweiz kam. Unabhängige Brauereien liessen neue und alte Biersorten aufleben und führten zu einer Renaissance alter Biersorten, wie beispielsweise dem Indian Pale Ale. Auch die Bewegung des Home-Brewings liess viele Bierliebhaber zu Hobby-Brauern werden, die mit steigendem Erfolg auch zu professionelleren Produzenten aufstiegen. Daher entstanden in den letzten 30 Jahren unzählige unabhängige Mikrobrauereien, die in Kleinstmengen neue Bierkreationen schufen, abseits vom traditionellen Lager-Bier, was die Idee von Bierliebe erst ermöglichte.

 

Von Hohenrain bis Bargen

Wenn Raphael von den verschiedenen Brauereien erzählt, leuchten seine Augen auf: «Keine ist wie die andere. Wir haben eine enorme Bandbreite von Brauereien: Vom Ein-Mann-Betrieb, der als Hobby in seinem Keller braut, bis zu etablierten Brauereien mit mehreren Angestellten, haben wir alles vertreten.» Mittlerweile kämen die Brauereien auch aktiv auf sie zu. Vor allem die immer beliebteren Bier-Festivals sind für den Austausch wichtig: «Das ist schon eine kleine Familie, jeder kennt jeden über zwei bis drei Ecken. Und an den vielen Festivals sieht man immer wieder altbekannte oder neue Gesichter». Wenn man die Namen der Brauereien und ihre Logos anschaut, so bekommt man einen Vorgeschmack davon, wie unterschiedlich die sein können: Hohenbräu aus Hohenrain LU, Baumanufaktur Schlachthuus aus Lufingen ZH oder das Aare Bier aus Bargen BE. So bunt wie die Orte, so bunt sind auch die Geschmäcker und Sorten, die sie anbieten: Bockbier, Blonde Ale, Pale Ale. 

 

Bier ist nicht gleich Bier

Das Bierkartell führte mit der Normierung der Produkte und fehlenden Neuheiten dazu, dass Bier einfach Bier war. Noch lange bestellte man in der Beiz einfach «ein Bier», worauf lediglich die Frage zurückkam, ob «Stange» oder «Kübel». Betrachtet man die Biervielfalt, die sich in der Wall of Fame vom Bierliebe-Abo zeigt, sieht man wie riesig die Bandbreite an unterschiedlichen Biersorten in der Schweiz heute ist: IPA, Pale Ale, New England IPA, Lager, Stout und exotischeren Kreationen wie Sour Ale. «Bier ist nicht gleich Bier» betont Raphael Kuhn und weist darauf hin, dass Bier eben nicht nur die bekannte Massenware ist. Das führt auch dazu, dass Konsumenten sachte an ungewöhnlichere Bier herangeführt werden müssen: «Wenn man ihnen ein IPA hinstellt, ohne etwas dazu zu sagen, kann das ein Schock sein, weil man die Bitterkeit nicht erwartet.» Um den Übergang und das Entdecken neuer Geschmäcker zu vereinfachen, empfiehlt er sich langsam heranzutasten. Zuerst mit einem Pale Ale starten und erst dann zum bittereren und hopfigeren Indian Pale Ale vorzustossen. 

 

Das Lieblingsbier

Gefragt nach seinem Lieblingsbier, weicht der Bier Sommelier aus: «Ein Lieblingsbier habe ich eigentlich nicht. An einem Fussballmatch im Sommer ist ein Lager das perfekte Bier, in der Gartenbeiz kann es ein Weizen sein und im Winter ist vielleicht eher ein Stout passend.» Für jede Situation gibt es das passende Bier und so gönnt sich der Firmengründer auch viel bewusster Bier als früher: «Es ist ein bewusstes Geniessen, wenn ich Lust auf ein IPA habe, dann trinke ich das ganz bewusst und geniesse seinen Geschmack.» Persönlich freut sich Raphael Kuhn auch über den Trend, dass immer mehr Aromahopfen genutzt werden, die dem Bier dezidierte Noten wie beispielsweise Citrusfrüchten geben können. So meint er, dass New England IPA, das mit seiner Fruchtigkeit und weniger Bitterstoffen auskommt sicher auf offene Münder stossen wird. So werden auch in Zukunft stets neue Biersorten auf dem Schweizer Biermarkt auftauchen, die Raphael Kuhn entdecken und mit Bier-Enthusiasten teilen will.

 

Bier richtig degustieren

Mit diesen Tipps vom Bier Sommelier geniessen Sie ein Bier richtig. 

Jedes Glas ist besser als kein Glas: Wenn das Bier in der Flasche ist, können Farbe und Geruch des Bieres nicht erkannt werden. Daher ist auch ein Plastikbecher die bessere Wahl, damit sich Geschmacksnoten mit der Nase entdeckt werden können.

Richtige Temperatur: Desto komplexer ein Bier desto wärmer darf es sein. Ein Lagerbier darf so kühl wie möglich sein, denn viele Aromen werden sich dabei nicht zeigen. Ein komplexeres IPA oder Stout darf durchaus wärmer sein, damit sich die Geschmacksnoten entfalten können.

  1. Sehen: Die Farbe des Bieres sagt schon viel über den Bierstil aus. Beeinflusst wird der Farbton vor allem vom gerösteten Malz. Desto höher der Röstgrat, desto dunkler das Bier und desto mehr Röstaromen.
  2. Riechen: Die Nase spielt vor allem bei den beliebten IPAs eine wichtige Rolle, wo die Süsse des Hopfens vor allem mit dem Geruch transportiert wird. Hier erkennt man die Aromen des Hopfens und die Malzigkeit. 
  3. Trinken: Beim Verkosten kann man die unterschiedlichen Geschmacksnoten entdecken. Wichtig ist, dass man, im Gegensatz zur Weindegustation, das Bier nicht ausspuckt. Denn im Nachgang entwickelt das Bier nochmals eine eigene Note.

 

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