Story

Krebs und Corona: Betroffene erzählen

Der Bundesrat hat die Massnahmen bezüglich Corona schrittweise gelockert. Für viele Krebsbetroffene ist die Rückkehr zur Normalität nicht ganz einfach. Wir haben diese Menschen gefragt, wie sie in ihrem Alltag mit den Lockerungen umgehen und was die Krebsliga zusätzlich für sie tun könnte.

Lerna Scherer - Betroffene

Wie wirken sich die Lockerungen auf Ihren Alltag aus?
Trotz Lockerungen hat sich in meinem Alltag nicht viel geändert. Ich gehe nach wie vor nur aus dem Haus, wenn ich einen wichtigen Arzttermin habe. Ansonsten bleibe ich zuhause. Da ich an einem Gendefekt leide, ist mein Immunsystem dauerhaft sehr geschwächt und ich bin extrem vorsichtig im direkten Kontakt mit anderen Menschen. Corona hat mein Leben noch einsamer gemacht.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Wegen meiner Krankheit ist es mir seit 3 Jahren nicht mehr möglich zu arbeiten. Dafür habe ich mich auf das Tortenbacken spezialisiert. Ich erfülle Tortenträume in allen Formen und Geschmacksrichtungen. Durch die Lockerungen der Massnahmen kann ich dieses Hobby zum Glück wieder ausführen. Das ist wunderbar!

Gehen Sie wieder einkaufen oder in Restaurants?
Nein, das ist nicht möglich. Ich lasse mir weiterhin meine Einkäufe liefern. Da ich zur Corona-Risikogruppe gehöre, will ich nichts riskieren.

Wie fühlen Sie sich unter Menschen?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich momentan unter Menschen nach wie vor unsicher fühle; dies trotz dem Tragen von Handschuhen, Maske und Brille. Das ist auch der Grund, warum ich Ansammlungen von Gruppen bewusst meide.

Haben Sie Wünsche an die Mitmenschen im öffentlichen Raum?
Ich wünsche mir, dass die Menschen weiterhin genügend Abstand zueinander halten, auch um Betroffene zu schützen.

Nicht für alle gibt es ein Zurück in die Normalität. Haben Sie Tipps für andere Krebsbetroffene?
Zum Glück hat die Pandemie gezeigt, dass Menschen mit erhöhtem Risiko viel Unterstützung von Helferinnen und Helfer bekommen. Aus der Familie, der Nachbarschaft, von der Gemeinde oder auch von den kantonalen und regionalen Krebsligen. DANKE! Und ich bin froh, gibt es online so viele Möglichkeiten. Ich lasse mir meine Lebensmittel und meine Medikamente heimliefern, ohne dass ich in Kontakt mit Menschen kommen muss.


Am 16. März 2020 verschärfte der Bundesrat die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Läden, Restaurants, Bars und Unterhaltungsbetriebe mussten in der ganzen Schweiz schliessen. Zu diesem Zeitpunkt sprach die Krebsliga bereits mit Lerna Scherer.

Wie gehen Sie persönlich mit der Situation bezüglich Corona um?
Ich bin grundsätzlich keine ängstliche Person, aber vor dem Coronavirus habe ich ausnahmsweise einen riesigen Respekt. Mehr als vor meinem Gendefekt, durch welchen ich immer wieder Krebs habe.

Folgende Vorsichtsmassnahmen habe ich getroffen: Ich gehe nur noch aus dem Haus, wenn ich einen wichtigen Arzttermin habe. Dazu habe ich mich mit den nötigen Medikamenten und Nahrungsmitteln per Online-Shop eingedeckt.

Welche Hilfe können Sie von der Krebsliga zusätzlich gebrauchen?
Momentan brauche ich zum Glück keine Hilfe. Aber gerne würde ich andere betroffene Patientinnen und Patienten unterstützen so gut ich kann.

Was vielleicht hilfreich wäre, sind mehr kurze Dokumentationen oder Serien mit Betroffenen, um anderen Menschen Mut zu machen. Um sie zu unterstützen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und nicht aufgeben.

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